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AAlle Monate wieder erscheint ein neues Wundermittel auf der Superfood-Bühne. Die Früchte, Samen oder Öle sollen entgiften, schlank machen, Haut und Haar verschönern sowie gegen Krebs helfen und Corona vorbeugen. Doch was ist dran an den Versprechen? Unser Ratgeber spricht Klartext.
Acai-Beere — Wunder oder Gift?
Die kleine, olivenähnliche Beere ist ein wahrer Tausendsassa. Ihre antioxidativen Wirkstoffe sollen Falten glätten, schlank machen, gegen Krebs und Endometriose helfen. Den endgültigen Siegeszug trat die Wunderbeere an, nachdem sie von Ophrah Winfrey im US-TV als Verjüngungsmittel gepriesen wurde. Geerntet wird die fettig und erdig schmeckende Beere in Südamerika, vertrieben zumeist als gefriergetrocknetes Pulver in Kapseln, Säften und Pürree.
Chia-Samen — voll fetter Vorteile?
Chia-Samen sind magische Energiespender — das behauptet zumindest das Internet. Ihr Gehalt an ungesättigten Fettsäuren soll außerdem den Blutdruck senken, das Herz-Kreislaufsystem stärken und Diabetes vorbeugen. Daneben wird eine Leistungssteigerung im Sport versprochen, als Zugabe winken gesunde Haut und schöne Haare. Durch ihr starkes Quellvermögen gelten Chia-Samen auch als Geheimwaffe beim Abnehmen. Chia ist sowohl in Backwaren und Müsli enthalten und wird auch direkt als Samen vertrieben.
Goji-Beeren — Zuckerbombe statt Vitamin-C-Bombe?
Der kleinen getrockneten Superbeere aus dem tibetischen Himalayagebiet wird eine wahre Fülle gesunder Inhaltsstoffen nachgesagt. Durch sie verspricht man sich eine Stärkung von Immunsystem und Muskelkraft. Das enthaltene Zeaxanthin soll zudem die Augen schützen und einer Makuladegeneration vorbeugen. Aufgrund antientzündlicher Wirkungen der Beeren werden sie bei Allergien, Asthma, Krebs und Autoimmunerkrankungen empfohlen.
Granatapfel — der Weg ins Paradies?
Schon im Mittelalter wurden Liebestränke aus der auch Paradiesapfel genannten Frucht gebraut. Heute erhofft man sich eher gesundheitlichen Nutzen: Sein hoher Gehalt an Polyphenolen soll dem oxidativen Stress im Körper ein Ende machen. Der ist zentraler Bestandteil vieler Erkrankungen, weshalb der Granatapfel und seine Inhaltsstoffe gegen Alzheimer, Krebs, Potenzstörungen und vieles mehr ins Feld geführt werden.
Hanfsamen— nebenher ein bisschen high?
Hanfsamen kannte man früher als Vogelfutter. Heute preist man die kleinen, nussig schmeckenden Samenkörner des Nutz- und Industriehanfs als Abnehmhilfe und Jungbrunnen. Die Antioxidanzien sollen das Immunsystem stärken, die Zellen vor Entartung schützen, Arthritis, Diabetes und anderen Erkrankungen vorbeugen. Männern wird suggeriert, dass die Inhaltsstoffe die Bildung von Testosteron fördern. Eine berauschende Wirkung sollen Hanfsamen nicht entfalten.
Kokosöl und MCT-Öl — Wundermittel für Schwangere?
Kokosnussprodukte haben eine atemberaubende Karriere hingelegt: Die aus dem Fett der Kokosnuss gewonnenen MCT-Öle sollen die Pfunde purzeln lassen, gegen Bluthochdruck und Diabetes helfen sowie Leber und Gehirn schützen. Dem nativen Kokosöl sagt man antientzündliche und herzschützende Wirkungen nach. Daneben wird es als Geheimmittel für werdende Mütter propagiert. Es soll sie zu Schönheitsköniginnen machen, schwangerschaftsbedingte Übelkeit, Sodbrennen und Verstopfung vertreiben und nach der Geburt die Muttermilch zum Fließen bringen.
Quinoa und Amaranth — low carb und glutenfrei?
Bei den Inka und Azteken waren Quinoa und Amaranth sattmachende und kraftspendende Grundnahrungsmittel. Heute sollen die glutenfreien Wunderkörner gegen Depressionen helfen, Migräne und Krebs vorbeugen und den Alterungsprozess aufhalten. Daneben gelten sie als Spitzenkandidaten für eine glutenfreie Kost und Low-carb-Diäten. Gegessen werden die Samen wie Reis oder in Salat und Müsli; als Mehl gemischt mit Bindemittel lassen sich auch Backwaren daraus herstellen.
Zeolith — nur teurer Schlamm?
Zeolith ist ein Vulkangesteinspulver und dient als Superfood für Allerlei. Es soll entgiften, das Abnehmen erleichtern, Radioaktivität aufsaugen, gegen Corona-Viren vorbeugen und bei Krebs helfen. Diese Fülle an segensreichen Eigenschaften verdankt die kristalline Aluminium-Silikat-Verbindung seinem mikroporösen Gerüst. Die große innere Oberfläche saugt Stoffe auf wie ein Schwamm. In Industrie und Haushalt absorbieren Zeolithe Feuchtigkeit und Gerüche. Im Menschen sollen sie im Darm gefährliche Stoffe binden und ausleiten.
Und dann noch die Öko-Bilanz
Die meistenHeilsversprechen kann das sogenannte „Super-Food“ nicht halten. Zu bedenken sind auch Nachteile, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar sind. So werden die Böden in den fernen Anbauländern oft mit Herbiziden behandelt, die in Europa gar nicht mehr erlaubt sind. In der Folge sind die Produkte oft mit Pestiziden belastet. Daneben tummeln sich in Samen häufig Schimmelpilzgifte, Chia-Samen behandelt man auch gerne mit Pflanzenhormonen, um ein synchrones Auskeimen zu gewährleisten.
Auch in den Anbauländern selbst hat unser Superfood-Hype gravierende Folgen: Für Monokulturen werden große Flächen Regenwald abgeholzt, zudem bringen Monokulturen die heimische Landwirtschaft aus dem Gleichgewicht und fördern das Artensterben. Für die Bevölkerung werden die traditionsreichen Produkte wie z. B. Quinoa zu teuer, sie sind auf teure minderwertige eingeführte Waren angewiesen. Und nicht zuletzt verursachen die langen Transportwege rund um den Globus einen nicht zu vernachlässigenden CO2-Fußabdruck.
Quelle: Reinhild Berger, daz.online, Superfood Beratungswissen
Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Schwangere können sich meist gar nicht retten vor gutgemeinten Ernährungstipps.Vor allem die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen ist immer wieder ein Thema. Doch was brauchen Mütter und ihr Ungeborenes wirklich? Worauf kann verzichtet werden, und was ist möglicherweise sogar gefährlich? Unser Ratgeber spricht Klartext.
Nicht für Zwei essen
Zum Wohl ihres Kindes pflegen die allermeisten werdenden Mütter einen gesunden Lebensstil. Auch wenn es schwerfällt, verzichten sie während der Schwangerschaft etwa auf Alkohol und Zigaretten. Denn dass Rauchen und Trinken das Ungeborene schwer schädigen, ist inzwischen allgemein bekannt.
Doch auch die Ernährung und das Gewicht der Schwangeren beeinflussen die Entwicklung des Ungeborenen. Am besten ist es, wenn die Mutter schon zu Beginn der Schwangerschaft normalgewichtig ist. Denn sowohl zu viele als auch zu wenige Pfunde sind ungünstig:
Deshalb gilt: Gewicht kontrollieren. Denn auch wenn im Bauch ein Kind heranwächst, müssen Schwangere nicht „für Zwei“ essen. So erhöht sich der Kalorienbedarf im zweiten Trimester nur um 250 kcal, im dritten um etwa 500 kcal (500 kcal sind etwa eine Tafel Schokolade). Und das auch nur, wenn sich die Schwangere weiterhin genauso viel bewegt wie zuvor.
Anders sieht das bei den Mikronährstoffen aus. Hier steigt der Bedarf zum Teil stark an. Trotzdem reicht in den meisten Fällen eine ausgewogene Ernährung für die ausreichende Zufuhr. Doch es gibt Ausnahmen: Folsäure und Jod sollen alle Schwangeren extra einnehmen. Und in Einzelfällen sind nach ärztlichem Rat auch Eisen oder Vitamin D erforderlich.
Hinweis: Bei normalgewichtigen Frauen soll die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft etwa 10 bis 16 kg betragen. Wie viel Pfunde untergewichtige und übergewichtige Frauen zulegen sollen oder dürfen, muss individuell mit der behandelnden Ärzt*in geklärt werden.
Folat und Folsäure fürs Gehirn Zu den wichtigsten Mikronährstoffen für Schwangere gehört Vitamin B9, das Folat (in synthetisch hergestellter Form auch Folsäure genannt). Folat wird vom Menschen nicht selbst gebildet und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Der bioaktive Wirkstoff ist Methyltetrahydrofolat (5-MTHF). Es kommt in geringen Mengen schon fertig in der Nahrung vor, zum größeren Teil wird es im Darm aus verschiedenen natürlichen Folat-Verbindungen umgewandelt. Auch die synthetisch hergestellte Folsäure muss im Körper erst aktiviert werden: Dies geschieht jedoch in der Leber.
Ein Folatmangel (umgangssprachlich auch Folsäuremangel) in der Schwangerschaft hat schwerwiegende Folgen für das Kind. Besonders gefürchtet sind Neuralrohrdefekte wie die Spina bifida (offener Rücken) und die Anenzephalie (offene Schädeldecke mit dem Fehlen von Gehirnanteilen in unterschiedlicher Ausprägung), aber auch die Kiefer-Gaumen-Spalte.
Der Bedarf an Folat steigt mit dem ersten Tag der Schwangerschaft um 83%. Der Grundbedarf von Erwachsenen beträgt 300 µg Folat-Äquivalente und steigt bei Schwangeren auf 550 µg/Tag. (1 µg Folat-Äquivalent entspricht etwa 1 µg Nahrungsfolat und 0,5 µg synthetischer Folsäure). Diese Mengen sind mit der Nahrung oft nicht zuverlässig zu decken, weshalb eine Folsäure-Supplementierung empfohlen wird.
Doch nicht nur die Menge, auch der Zeitpunkt der Folsäuresupplementierung ist von Bedeutung. Das Neuralrohr des Kindes wird zwischen dem 19. und 28. Entwicklungstag ausgebildet. Damit in dieser sensiblen Zeit ausreichend Folat im mütterlichen Organismus vorhanden ist, empfehlen die Fachgesellschaften neben einer folatreichen Ernährung zur Deckung des Grundbedarfs folgendes Vorgehen:
Mindestens vier Wochen vor einer möglichen Empfängnis den Grundbedarf von 300 µg Folat-Äquivalenten über eine folatreiche Ernährung decken. Zusätzlich zum Schutz vor Neuralrohrdefekten 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat einnehmen.
Hinweis: Besonders reich an Folat-Äquivalenten sind Hülsenfrüchte, Kohl, grünes Blattgemüse, Camembert, Ei und Vollkornbrot. Wichtig beim Gemüse: Nur dünsten und nicht zu lange warmhalten, um die darin enthaltenen Mikronährstoffe nicht zu zerstören.
Jod: nicht zuviel und nicht zuwenig
Jod ist unentbehrlich für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, und diese wiederum sind unentbehrlich für die gesunde Entwicklung von Gehirn und Nervensystem des Kindes. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft zieht deshalb schwere Folgen nach sich: Sowohl die geistige Entwicklung als auch das körperliche Wachstum sind vermindert. Dieses Phänomen nennt sich Kretinismus und war früher gehäuft in jodarmen Gebirgsregionen zu beobachten.Zuviel an Jod ist aber auch nicht gesund, weil dadurch die Schilddrüse stimuliert wird und eine Schilddrüsenüberfunktion droht.
Deutschland gilt als Gebiet mit mildem bis moderatem Jodmangel. Für eine ausreichende Jodzufuhr empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) jodiertes Speisesalz und den Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie Meeresfisch. Das gilt auch für Schwangere. Ihr Jodbedarf ist allerdings noch höher als der von Nicht-Schwangeren. Sie sollen deshalb auch bei ausgewogener Ernährung 100 bis 150 µg Jod/Tag als Supplement einnehmen. Bei Schwangeren, die an der Schilddrüse erkrankt sind, muss die Jodaufnahme mit der behandelnden Ärzt*in abgesprochen werden.
Hinweis: Auch Algen sind reich an Jod. Trotzdem sollten Schwangere auf sie verzichten, denn ihr Jodgehalt ist stark schwankend. Außerdem sind Algen häufig mit Arsen verunreinigt.
Ein heißes Eisen …
Ob Schwangere zusätzlich Eisen benötigen, ist umstritten. Zwar muss das Kind zusätzlich damit versorgt werden und durch die schwangerschaftsbedingt erhöhte Zahl an roten Blutkörperchen steigt auch der Bedarf der Mutter. Andererseits fehlt die Menstruation, es geht also kein Blut verloren. Ein Eisenmangel erhöht das Risiko für Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass eine zu hohe Eisenzufuhr die gleichen negativen Auswirkungen hat. Die Empfehlung für Deutschland heißt deshalb: Während der Schwangerschaftsvorsorge regelmäßig den Hämoglobinwert kontrollieren und nur bei Eisenmangel Eisen zuführen.
Tipp: Die Aufnahme von Eisen lässt sich durch den gleichzeitigen Konsum von Vitamin-C-reichen Lebensmitteln verbessern, weil Vitamin C pflanzliches 3-wertiges Eisen in zweiwertiges umwandelt und so besser verfügbar macht.
Die Sorge um das Sehvermögen
Die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) ist für die Entwicklung von Gehirn und Sehfunktion wichtig. Schwangere, die nicht regelmäßig fetten Meeresfisch essen, sollten nach Empfehlung 200 mg DHA/Tag zuführen. Auch Vitamin A spielt eine große Rolle bei der Entwicklung des Auges. In Industrieländern ist allerdings eine Unterversorgung selten, im Gegenteil: Hier ist die übermäßige Aufnahme problematisch. Denn Vitamin A ist in den ersten 2 Monaten nach Empfängnis fruchtschädigend, Tagesdosen von von > 10 000 IE erhöhen das Risiko für schwere Missbildungen. Die routinemäßige Nahrungsergänzung mit Vitamin A wird deshalb in der Schwangerschaft nicht empfohlen, stattdessen jedoch eine ausgewogene Ernährung mit Karotten, Milchprodukten, Eiern, grünem Gemüse und Tomaten.
Hinweis: Leber enthält durch Zufütterung der Tiere pro 100 g durchschnittlich 13-39 mg Vitamin A, entsprechend 44.000-130.000 IE. Kalbsleber ist mit bis zu 128 mg (entspr. 420.000 IE) pro 100 g besonders belastet. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist deshalb auf den Verzehr von Leber, Leberwurst und Leberpastete zu verzichten.
Vitamin D
Vitamin D wird sowohl von außen über die Nahrung zugeführt als auch vom Körper mit Hilfe von Sonnenlicht selbst gebildet. Beim Ungeborenen fördert Vitamin D die Reifung der Knochen und ist unentbehrlich für Muskelkontraktionen und Nervenleitung. Bei einem Vitamin-D-Mangel drohen Störungen des Knochenbaus und Lungenerkrankungen. 800 IE Vitamin D gelten als Versorgungsempfehlung, allerdings nur bei Frauen, die keinerlei eigene Synthese haben, z. B. Frauen, die sich vornehmlich drinnen aufhalten und /oder Vollverschleierung tragen.
Die Zufuhr von Vitamin D ist nicht unproblematisch. Da es fettlöslich ist, kann es bei einer Überdosierung nicht so leicht ausgeschieden werden. Ärzt*innen empfehlen deshalb die Vitamin-D-Substitution nur bei nachgewiesenem Mangel.
Ohne Fleisch und ohne Käse …
Schwangere Vegetarierinnen und Veganerinnen sollten sich intensiv mit ihrer behandelnden Ärzt*in über eine eventuell erforderliche Zufuhr von Mikronährstoffen beraten. Besonders die Versorgung mit Vitamin B12, DHA, Zink, Proteinen, Kalzium und Jod kann aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten kritisch werden. Einem Eisenmangel lässt sich durch den bewussten Verzehr von Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten entgegengewirken. Besteht bereits ein Eisenmangel, muss Eisen zusätzlich eingenommen werden.
Quelle: Sabine Fischer, DAZ 2020, 31, S. 40; Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert, www. Dge.de, abgerufen am 18.02.2021
]]>Was sind Aphthen und wo sitzen sie?
Aphthen sind runde bis ovale Läsionen, die in der Mundschleimhaut sitzen. Sie können überall im Mund vorkommen, an der Wangenschleimhaut, an der Zunge, am Zahnfleisch oder der Innenseite der Lippen. Erst kribbeln sie, dann werden sie zu kleinen Geschwüren und brennen höllisch, wenn sie mit Essen, Getränken oder der Zahnbürste in Kontakt kommen. Man unterscheidet drei Formen:
Abzugrenzen sind diese quälenden, aber harmlosen Aphthen von „aphthoiden Läsionen“. Diese sind Symptome ernsthafter Erkrankungen. So kommen sie beispielsweise im Rahmen entzündlicher Darmerkrankungen, bei HIV-Infektionen oder der Hand-Fuß-Mund-Krankheit vor. Außerdem sehen auch Vorläuferstufen des Mundhöhlenkarzinoms manchmal ähnlich aus wie Aphten. Ein Arztbesuch ist deswegen ratsam, wenn
Hinweis: Mundbläschen oder Aphthen, die nach zwei Wochen nicht abgeheilt sind, müssen immer in einer Arztpraxis abgeklärt werden.
Wo kommen die Dinger her?
Aphthen haben manchmal ganz einfache Ursachen. Zum Beispiel mechanische Reizungen durch schlecht sitzende Zahnspangen oder Gebisse, scharfe Kronen oder Kanten von Zahnfüllungen. Auch kleine Verletzungen der Mundschleimhaut wie bei versehentlichem Wangenbeißen können offenbar Aphthen auslösen. Das gleiche gilt für zu langen Kontakt der Schleimhaut mit bestimmten Medikamenten, zum Beispiel Bisphosphonaten oder Acetylsalicalysäure. Häufig sind die Ursachen jedoch unklar. Diskutiert werden dabei
Hinweis: Das in Zahnpasta häufig vorhandene Tensid Natriumlaurylsulfat (SLS) soll Aphthen triggern. Im Gegensatz dazu verkürzte in einer Studie das Zähneputzen mit Natriumlaurylsulfat-freier Zahnpasta die Dauer der Abheilung und verringerte die Schmerzen. SLS-freie Zahnpasten sind beispielsweise meridol®Zahnpasta oder elmex Zahnpasta mit Aminfluorid.
Es brennt — und nun?
Um die Mundschleimhaut nicht weiter zu reizen, steht eine Diät an: Günstig sind weiche, lauwarme Speisen wie Pudding oder Kartoffelpüree. Auch Eis tut gut — schon die Kälte wirkt schmerzlindernd. Vermeiden sollte man scharfe, saure und stark gewürzte Speisen sowie kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol.
Um ein sauberes Wundmilieu zu schaffen, sollte man nach dem Essen den Mund auszuspülen, um eventuelle Essensreste zu entfernen. Gut geeignet ist ein Salbeitee aus frischen Salbeiblättern (abkühlen lassen!) oder eine Mundspüllösung aus der Apotheke (zum Beispiel Wala® Mundbalsam flüssig oder Tantum® verde).
Hinweis: Kinder sollten nur dann Mundspülungen verwenden, wenn sie die Flüssigkeit auch wieder kontrolliert ausspucken können.
Schmerzen betäuben, Wundheilung fördern — oder beides?
Zur Behandlung der lästigen Aphthen steht eine Vielzahl von Präparaten zur Verfügung. Einige betäuben den Schmerz, andere fördern die Wundheilung, wieder andere verätzen sie sofort.
Adstringenzien. Sie hemmen die Entzündung und Sekretion und tragen dadurch zur schnellen Wundheilung bei. Man verwendet sie als Mundspülung oder trägt sie mit dem Pinsel auf die Läsionen auf. Manche schmecken unangenehm, andere färben Textilien. Es empfiehlt deshalb, vor der Anwendung den Beipackzettel zu lesen. Die Präparate beinhalten zum Beispiel Aluminiumchlorid, Myrrhen-Extrakte, Rhabarberwurzel-Extrakte, Ratanhiawurzel-Extrakte und Pfefferminzöl. Beispiele sind Gargarisma zum Gurgeln, Mallebrin® Konzentrat zumGurgeln, Echtrosept® Mundspülung, Pyralvex® Lösung oder Salviathymol®N Madaus. Für Schwangere, Stillende und Kinder unter 12 Jahren werden Adstringenzien nicht empfohlen.
Laser & Co. für schwere Fälle
In schweren Fällen, bei denen die oben genannten Maßnahmen nichts ausrichten können, muss ärztlich eingegriffen werden. Verordnet werden beispielsweise Mundspülungen oder Pinselungen mit Lösungen, die Antibiotika wie Tetrazyklin oder Minocyclin enthalten. Auch Aminosalicyl-Cremes können Größe und Schmerz von Aphthen lindern. Lasern stoppt den Schmerz sofort, wobei die Wirkung 4 bis 7 Tage lang anhält.
Bleiben die Aphthen unbeherrschbar, kommt auch eine systemische Therapie, d. h. eine Therapie über den Blutweg mit oral einzunehmenden Arzneimitteln zum Einsatz. In Einzeltherapie oder kombiniert werden dazu Kortisone, Colchizin, Pentoxifyllin und Immunsuppressiva wie Interferon-alpha verwendet. Aufgrund der nicht unerheblichen Nebenwirkungen sind diese Therapieregimes therapieresistenten oder besonders ausgeprägten Fälle vorbehalten.
Sabine Werner, DAZ 2020; 44: 44; Andreas Altenburg et al, Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 665-73
Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Die Wechseljahre verlaufen höchst unterschiedlich: Einige Frauen merken kaum etwas davon, andere leiden so stark unter Hitzewallungen und anderen Beschwerden, dass eine Behandlung erforderlich ist. Das Angebot dafür ist breit und reicht von Hormonen über Pflanzenmedizin bis hin zu Akupunktur und Psychotherapie. Lesen Sie hier, was im konkreten Fall hilft.
Prä, Post oder Peri?
Die Wechseljahre (oder auch das Klimakterium) bezeichnen den Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Phase im Leben einer Frau. Sie sind geprägt von hormonellen Umstellungen und werden in drei Abschnitte eingeteilt:
Hinweis: Im Allgemeinen werden mit dem Begriff „Wechseljahre“ die Perimenopause und die ersten Jahre der Postmenopause bezeichnet.
Beschwerden weisen den Weg
Neben unregelmäßigen Blutungen sind vor allem vasomotorische Beschwerden typisch für die Wechseljahre. Darunter versteht man Hitzewallungen mit plötzlicher vermehrter Hautrötung, starkem Wärmegefühl und Schweißausbrüchen. Diese Beschwerden können sehr belastend sein: Manche Frauen fühlen sich durch die plötzlich auftretenden, von außen sichtbaren Hitzewellen vor allem im Berufsleben eingeschränkt. Andere leiden unter so starken nächtlichen Schweißausbrüchen, dass mehrmals nachts die Bettwäsche gewechselt werden muss.
Weitere typische Beschwerden sind:
Bei Frauen über 45 wird die Menopause anhand der genannten Beschwerden diagnostiziert. Die Bestimmung der Hormonspiegel ist meist überflüssig und aufgrund der häufigen Schwankungen wenig aussagekräftig. Werden Hormone bestimmt, sind niedrige Spiegel von Östrogen und Progesteron, normale Testosteronspiegel und erhöhte FSH- oder LH-Werte typisch.
Bei jüngeren Frauen mit klimakterischen Beschwerden ist die Messung der Hormonspiegel erforderlich, um ein verfrühtes Erlöschen der Eierstockfunktion zu erkennen. Zu den sogenannten „vorzeitigen Wechseljahren“ kommt es zum Beispiel anlagebedingt, bei Autoimmunerkrankungen, durch Strahlen- oder Chemotherapie oder nach Entfernung der Eierstöcke (zum Beispiel wegen Eierstockkrebs oder Endometriose).
Hinweis: Auch starkes Rauchen führt dazu, dass die Wechseljahre früher beginnen. Ursache ist die allgemeine Gefäßschädigung, die auch zu einer schlechteren Durchblutung der Eierstöcke führt.
Was tun gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche?
Bei einem Drittel der Frauen sind die Beschwerden während der Wechseljahre so stark, dass eine Behandlung nötig ist. Dafür werden die verschiedensten Präparate und Verfahren empfohlen, deren therapeutischer Nutzen sich stark unterscheidet. Am effektivsten wirken Östrogene. Allein oder in Kombination mit Gestagenen reduzieren sie die Häufigkeit der Hitzewallungen um 75%.
Inzwischen weiß man jedoch, dass die früher so häufig und teils auch unkritisch eingesetzte Hormonersatztherapie (HRT) viele Gefahren hat. Je nachdem, welche Hormone und in welcher Art und Dauer sie verabreicht werden, erhöht sich bei Einnahme das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs, Brustkrebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie Gallenblasenerkrankungen. Aus diesem Grund wird die HRT nur bei Frauen mit erheblichen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen (sowie bei jüngeren Frauen, deren Eierstockfunktion aus oben genannten Gründen frühzeitig erloschen ist), und nur wenn alle andere Therapieoptionen ausgeschöpft sind. Dabei ist immer kritisch zu hinterfragen, ob der damit einhergehende Nutzen die doch erheblichen Risiken aufwiegt.
Die HRT ist zudem eine höchst individuelle Angelegenheit: Hormonpräparat, Dosis, Dauer und Art der Verabreichung müssen für jede Patientin maßgeschneidert ausgewählt werden, oft sind in den ersten Monaten auch Anpassungen notwendig. Dabei ist die Hormontherapie keine Dauertherapie, sondern aufgrund der genannten Risiken so früh wie möglich wieder abzusetzen.
Hinweis: Die orale Hormongabe ist kontraindiziert bei hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Brustkrebs. Ferner wird sie nicht empfohlen bei starkem Übergewicht, regelmäßigem Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Rauchen, da diese Faktoren ebenfalls das Brustkrebsrisiko erhöhen.
Hormontherapie — das sollte man wissen
Monotherapie oder Kombinationstherapie? Östrogene regen das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an. Dadurch steigt das Risiko, einen Gebärmutterschleimhautkrebs zu entwickeln. Um dieses Risiko zu verringern, verordnet man Östrogene in Kombination mit Gestagen (Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie). Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, können auch ausschließlich Östrogene einnehmen (Östrogen-Monotherapie).
Tablette oder Scheidenzäpfchen? Das hängt davon ab, welche Beschwerden behandelt werden sollen. Um Hitzewallungen und Schweißausbrüche einzudämmen, ist die Verabreichung der Hormone „von innen“, also systemisch über den Blutweg, erforderlich. In das Blut gelangen die Wirkstoffe nach Einnahme von Tabletten oder durch Aufnahme über die Haut, zum Beispiel mit Hilfe eines transdermalen Pflasters oder eines Sprays. Genitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit oder Juckreiz an der Vulva lassen sich dagegen besser lokal mit einer Creme, einer Salbe oder Scheidenzäpfchen lindern. Bei solch einer lokalen Therapie treten meist nur sehr geringe Mengen Östrogen ins Blut über.
Welches Östrogen? Als Östrogene werden meist Estradiol oder Estriol verordnet. Estradiol gibt es als Tabletten, Pflaster, Spray, Creme und Scheidenzäpfchen. Estriol ist schwächer wirksam und steht nur zur lokalen Therapie als Creme, Vaginaltabletten oder Scheidenzäpfchen zur Verfügung. Tibolon (zum Beispiel Liviella®) ist ein oral einzunehmendes synthetisches Steroidhormon, das östrogenähnlich wirkt. Es ist zwar etwas weniger effektiv gegen Hitzewallungen, soll aber auch weniger stark auf die Gebärmutterschleimhaut wirken. Dieser ursprüngliche Vorteil wird inzwischen angezweifelt. Dies und das erhöhte Risiko für Schlaganfälle und Brustkrebs hat dazu geführt, dass Tibolon nur noch in Ausnahmefällen verordnet wird.
Welches Gestagen? Die meisten Gestagene liegen in Tablettenform vor. Nur der Wirkstoff Norethisteronacetat ist als transdermales Pflaster erhältlich (zum Beispiel Estragest TTS®). Aktuell gehen die Expert*innen davon aus, dass der Gestagenanteil einer kombinierten Hormontherapie für die Erhöhung des Brustkrebsrisikos verantwortlich ist. Dabei scheint natürliches Progesteron weniger riskant zu sein als synthetisch hergestellte Gestagene.
Kontinuierlich oder zyklisch? Ob die Hormone dauerhaft oder in Zyklen eingenommen werden hängt von der Patientin ab. Folgende Einnahmeschemata sind möglich:
Tipp: Wenn eine Hormontherapie erforderlich ist, ziehen es die meisten Frauen vor, so schnell wie möglich keine Blutungen mehr zu haben. Das klappt am besten mit der kontinuierlichen Kombinationstherapie: Hier bildet sich die Gebärmutterschleimhaut nach etwa 6 Monaten so weit zurück, dass es nicht mehr zu Blutungen kommt.
Was können Pflanzen?
Viele Frauen möchten ihren Hitzewallungen lieber pflanzlich entgegentreten. Aus der Pflanzenwelt gilt vor allem die Traubensilberkerze (Cimicifuga, zum Beispiel in Klymadynon®Filmtabletten oder Femikliman® Filmtabletten) als Waffe gegen Hitzewallungen. Ihre Sicherheit und Wirkung ist in vielen Studien untersucht worden. Die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich, ebenso wie die daraus abgeleiteten Empfehlungen. Die Gesellschaft für Phytotherapie sieht den Nutzen der Traubensilberze als erwiesen an, andere Experten sehen einen „möglichen Nutzen“. Allgemein gilt die Auffassung, dass ein Versuch damit nicht schaden kann. Aus Sicherheitsgründen sollen jedoch immer registrierte Arzneimittel verwendet werden.
Isoflavone wie Genistein, Daidzein und Glycitein sind Pflanzeninhaltsstoffe, deren chemische Struktur denen des Östrogens ähnelt und die deshalb auch Phytoöstrogene genannt werden. Sie sollen von den Wechseljahrsbeschwerden am ehesten die Hitzewallungen günstig beeinflussen, wobei auch hier die Ergebnisse nicht konsistent sind. Dosiert wird bei Isoflavonen mit 30 bis 80 mg täglich, es gibt sie zum Beispiel als Soja-Extrakt oder Rotklee-Extrakt.
Auch Johanniskraut soll gegen Hitzewallungen wirken. Hier wird eine Dosierung von 300 mg am Tag empfohlen. Manchen Expert*innen sehen Johanniskraut als beste Möglichkeit zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen nach Brustkrebs, Alternative ist in dieser Situation auch Gabapentin.
Mit Psychopharmaka gegen die Hitze?
Es gibt verschiedene Psychopharmaka, die gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche helfen sollen. Bisherige Studienergebnisse sind allerdings widersprüchlich. Für Frauen, die weder Hormone noch Phytoöstrogene einnehmen dürfen, sind Präparate wie das Antiepileptikum Gabapentin, das blutdrucksenkende Clonidin oder bestimmte Antidepressiva (SSRI, NSRI) eine Behandlungsoption.
Beschwerden untenrum angehen
Neben den vasomotorischen Beschwerden belasten viele Frauen vor allem die Probleme im urogenitalen Bereich. Denn auch die die Schleimhäute von Harnwegen und Scheide besitzen Rezeptoren für Östrogene und Gestagene.
Sinken die Hormonspiegel, degenerieren die Schleimhäute, sie werden dünner und trockener. Dadurch kommt es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und/oder Wasserlassen, zu Juckreiz, vermehrten Infekten und Blasenschwäche. Die systemische Hormontherapie richtet hier meist wenig aus, besser wird vor Ort, also direkt an den Schleimhäuten angesetzt. Behandlungsoptionen sind:
Tipp: Zusätzlich hilfreich bei Blasenschwäche sind Beckenbodentraining sowie die Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
Was kann man sonst noch tun?
Neben Hormonen und Pflanzentherapeutika werden viele weitere Maßnahmen oder Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen. Nur wenige sind aber wirklich hilfreich. Effektiv nach heutigem Wissenstand sind psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren. Dabei lernen die Frauen, Faktoren zu vermeiden, die die Hitzewallungen begünstigen (wie z. B. Stress, ungünstige Schlafgewohnheiten oder übertriebene Sorgen). Auch Akupunktur soll nützlich sein, ihr Effekt ist allerdings geringer als der einer Hormontherapie.
Ob Maßnahmen wie Ausdauersport und Tiefenentspannung hilfreich gegen Hitzewallungen sind, ist nach aktueller Studienlage ungewiss. Keinen Effekt hat offenbar die Einnahme chinesischer Kräuter, Gleiches soll Studien zufolge auch auf Vitamin E, Dihydroepiandrosteron und Melatonin zutreffen.
Hinweis: Auch wenn Bewegung, Yoga und Entspannung die Hitzewallungen nicht direkt eindämmen, lohnt sich ihr Einsatz. Viele Frauen in den Wechseljahren berichten, dass es ihnen damit insgesamt besser geht.
Quellen: Leitlinie Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen; Sieglinde Plasonig, DAZ 2020, Nr. 34, Seite 40
Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Ob spritzendes Fett, umgeschütteter Tee oder die Stichflamme aus dem Gartengrill — Verbrennungen sind häufige Alltagsverletzungen. Lesen Sie im aktuellen Ratgeber, wann und wie Sie kleine Verbrennungen und Verbrühungen selbst behandeln können, warum Kühlen nicht immer erlaubt ist und welche Brandwunden unbedingt in der Arztpraxis versorgt werden müssen.
Brandgefährliches Zuhause
Fast zwei Drittel der Brandverletzungen geschehen im häuslichen Umfeld. Ist feuchte Hitze die Ursache, spricht man von Verbrühungen, bei trockener Hitze von Verbrennungen. Typische Verbrühungen entstehen beispielsweise durch
Verbrennungen mit trockener Hitze werden dagegen verursacht durch
Schaden beurteilen
Je nach Höhe der Temperatur und Dauer der Einwirkung reichen die Schäden bei einer Brandverletzung von einer harmlosen kleinen Rötung bis zur Verkohlung der Haut. Zum Einschätzen der Schwere von gibt es zwei Kriterien: Die Tiefe der Brandwunde und das Ausmaß der betroffenen Körperoberfläche.
Die Tiefenausdehnung der Brandwunde trägt entscheidend dazu bei, wie gut die Haut nach der Verletzung wieder heilen kann. Sie wird in 5 Schweregrade eingeteilt:
Bei Erwachsenen hat sich zum Abschätzen der betroffenen Körperoberfläche die Neunerregel bewährt. Kopf und Hals nehmen 9% der Körperoberfläche ein, die Arme jeweils 9%, der komplette Rumpf 36%, die Beine jeweils 18% und das Genital 1 %. Kinder haben hingegen andere Körperproportionen. Kopf oder Bein entsprechen bei 5-Jährigen 14 bzw. 16% der Körperoberfläche, bei Einjährigen 18 bzw. 14%. Je mehr Haut von der Verbrennung betroffen ist, desto gefährlicher ist sie. Bei Erwachsenen besteht ab 15% verbrannter Körperoberfläche Lebensgefahr, bei Kindern ab 8%.
Bei großflächiger Zerstörung der Haut hat der ganze Organismus zu kämpfen. Durch die Verletzung der Blutgefäße treten Flüssigkeit und Eiweiße aus, es drohen Kreislaufstörungen bis hin zum Schock. Weil dann auch die Durchblutung der Nieren stark abnimmt, ist sogar ein Nierenversagen möglich.
Hinweis: Tiefe Brandschäden führen oft zur Zerstörung von Nerven, Talg- und Schweißdrüsen. In den betroffenen Bereichen sind deswegen häufig die Rückfettung der Haut, die Wundheilung und die Regulierung der Temperatur beeinträchtigt. Außerdem erhöht sich das Risiko für eine bösartige Entartung der Hautzellen.
Gleich in die Arztpraxis?
Ob eine Verbrennung oder Verbrühung selbst behandelt werden kann, hängt von ihrem Ausmaß ab. Und davon, wer betroffen ist. Bei kleinen, oberflächlichen Verbrennungen vom Schweregrad 1 ist bei älteren Kindern und Erwachsenen die Selbstmedikation erlaubt. Eine ärztliche Behandlung ist erforderlich
Hinweis: Bei Verbrennungen oder Verbrühungen von Kleinkindern oder Säuglingen ist immer eine Ärzt*in aufzusuchen.
Verbrannt — und nun?
Im Falle eines Falles gilt es, schnell mit den geeigneten Sofortmaßnahmen zu beginnen. Dazu gehören
Hinweis: Bei Kindern dürfen allenfalls Arm oder Bein gekühlt werden, da der kleine Körper sonst zu leicht auskühlt. Bei Neugeborenen und Säuglingen ist das Kühlen aus dem gleichen Grund absolut tabu!
So geht´s weiter nach den Sofortmaßnahmen
Zum Glück sind viele Brandverletzungen so harmlos (also nur Schweregrad 1), dass sie zu Hause in Eigenregie behandelt werden können. Nach dem Kühlen wirken spezielle Brandgele schmerzlindernd und unterstützen die Wundheilung. Beispiele sind Brand- und Wundgel Medice®, Antiseptische Wund + Brand Creme oder Combudoron® Gel. Wie dick das Gel aufzutragen ist, unterscheidet sich je nach Präparat und ist dem jeweiligen Beipackzettel zu entnehmen. Im Zweifel gibt es Rat in der Apotheke.
Sind die Schmerzen stark, spricht nichts gegen orale Schmerzmedikamente, zum Beispiel Acetylsalicylsäure (zum Beispiel Aspirin® Tabletten oder ASS-ratiopharm Tabletten) oder Ibuprofen (zum Beispiel Nurofen® oder Ibuprofen Heumann).
Brandwunden ab dem Schweregrad 2 müssen in der Arztpraxis versorgt werden. Für Wundreinigung und -desinfektion steht eine Vielzahl von Verbandsmaterialien und Wundmanagementsystemen zur Auswahl.
Hinweis: Tragen Sie keinesfalls Puder, Öle oder andere Hausmittel auf die Brandwunde auf. Denn dadurch drohen nicht nur Infektionen, auch die Wundheilung wird gestört. Brandblasen — auch kleine — gehören in ärztliche Behandlung und dürfen nicht von Ihnen aufgestochen werden.
Nach dem Abheilen heißt es: Pflegen
Ist die Wunde komplett verschlossen, profitiert die Haut von einer Extra-Pflege – das gilt besonders, weil die Haut bei und nach Brandwunden oft sehr stark juckt. Zum Beispiel Dexpanthenol-haltige Produkte steigern den Fett- und Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Sie sorgen dafür, dass die Haut nicht spannt und juckt. Besonders einfach auftragen lässt sich der Wirkstoff mit feuchtigkeitsspendenden Sprays (zum Beispiel Bepanthen® kühlendes Schaumspray oder Panthenol® Spray).
In manchen Fällen leiden Betroffene trotz guter Pflege noch jahrelang unter Juckreiz. Lokal aufzutragende Präparate wie Salben oder Gele zeigen dann meist wenig Wirkung. Häufig helfen dann oral einzunehmende Medikamente Antihistaminika wie etwa Cetirizin (zum Beispiel Zyrtec® oder Cetirizin Vividrin) oder antiepileptische Wirkstoffe wie Gabapentin (zum Beispiel Neurontin® oder Gabapentin AbZ).
Vorbeugen ist besser als heilen
Brandverletzungen lassen sich im Alltag nicht 100%ig vermeiden. Einige Vorsichtsmaßnahmen helfen aber, das Risiko klein zu halten:
Quellen: Ines Winterhagen, DAZ 2020, Nr. 23; www.drk.de
Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Jucken und Brennen am After, Schmerzen beim Stuhlgang und Blutspuren am Toilettenpapier — das kennen viele Deutsche. Dahinter können von Analfissuren bis hin zum Darmkrebs allerhand Erkrankungen stecken, oft sind jedoch vergrößerte Hämorrhoiden schuld. Erfahren Sie im aktuellen Ratgeber, wie Sie sich mit Sitzbädern, Salben und Analtampons selbst helfen können und bei welchen Beschwerden die Ärzt*in aufzusuchen ist.
Häufig, aber tabu
Etwa 4% der Bevölkerung begeben sich jährlich wegen eines Hämorrhoidalleidens in ärztliche Behandlung. Doch weil das Jucken und Brennen am After vielen Menschen peinlich ist, sind Hämorrhoiden immer noch ein Tabuthema und die Dunkelziffer der Betroffenen ist hoch: Expert*innen schätzen, dass die Hälfte der Deutschen im Laufe ihres Lebens darunter leidet.
Was steckt eigentlich hinter den „Hämorrhoiden“?
Im Grunde genommen hat jeder Mensch Hämorrhoiden: Im anatomischen Sinn handelt es sich dabei nämlich um die Gefäßpolster, die als ringförmiger Schwellkörper dem Feinverschluss des Afters dienen. Beschwerden machen sie erst, wenn sie vergrößert sind. Dann spricht man von einem Hämorrhoidalleiden — abgekürzt oft „Hämorrhoiden“ genannt. Dabei sind die Gefäßpolster häufig nicht nur vergrößert, sie bilden auch einzelne oder mehrere Knoten, die platzen (und bluten) und aus dem After hervortreten können. Im fortgeschrittenen Stadium ist zudem der innere Verschluss des Afters so geschädigt, dass Darmgase und Stuhl unkontrolliert abgehen.
Je nach Ausmaß der Veränderungen teilt man das Hämorrhoidalleiden in 4 Stadien ein: Bei Grad 1 sind die Gefäßpolster vergrößert. Bei Grad 2 werden sie während des Pressens beim Stuhlgang vorübergehend aus dem After gedrückt, ziehen sich aber von selbst zurück. Grad 3 bedeutet, dass die vorgefallenen Hämorrhoiden manuell wieder in den Anus zurückgeschoben werden müssen, bei Hämorrhoiden Grad 4 ist dies nicht mehr möglich, die Gefäßknoten befinden sich permanent außerhalb des Analkanals.
Ursachen noch unklar
Warum sich die Hämorrhoiden vergrößern, ist nach wie vor unklar. Auf jeden Fall eine Rolle spielen die elastischen und muskulären Fasern der Gefäße, die beim Hämorrhoidalleiden geschädigt sind. Als Ursache dafür kommen folgende Faktoren in Frage:
Beschwerden immer abklären lassen!
Die schmerzlose Blutung tritt in allen Stadien auf. Sie entsteht durch das Platzen eines Gefäßknotens, aus dem sich hellrotes, also arterielles Blut entleert. So lassen sich auch die Blutspuren am Toilettenpapier oder tropfende Blutungen aus dem After erklären. Häufig sind auch Schleimabsonderungen aus dem After, sie führen durch die dauerhafte Schleimhautreizung zu Juckreiz und Brennen am After. Ab Stadium 3 drohen zudem Stuhlschmieren mit Spuren in der Unterwäsche, weil der Stuhl nicht mehr komplett zurückgehalten werden kann.
Schmerzen treten erst in späteren Stadien auf. Sie entstehen oft durch begleitende kleine Risse in der Analschleimhaut oder durch Thrombosen in den Gefäßknoten. Dann können sich die Knoten auch als Fremdkörpergefühl oder Gefühl der nicht vollständigen Darmentleerung bemerkbar machen.
All diese Beschwerden sind unspezifisch und können Hinweise auf andere Erkrankungen sein. Da diese von der harmlosen Analfissur bis hin zum Darmkrebs reichen, ist von einer Selbstdiagnose dringend abzuraten.
Hinweis: Ob hellrot oder dunkelrot, ob viel Blut oder nur Spuren am Toilettenpapier: Jeder Blutabgang über den After muss von einer Ärztin oder einem Arzt abgeklärt werden!
Mehr Bewegung für Darm und Mensch
Weniger Sitzen, mehr Bewegung und das Übergewicht reduzieren: Das sind die Maßnahmen, die beim Hämorrhoidalleiden begleitend empfohlen werden. Ob sie helfen, ist ungewiss, da keine ausreichenden Studien dazu vorliegen. Auch eine Ernährungsumstellung soll unterstützend wirken: Mehr Ballaststoffe machen harten Stuhl weicher und starkes Pressen überflüssig, was wiederum das Blutungsrisiko beim Stuhlgang reduziert.
Tipp: Bei zu hartem Stuhl empfehlen sich indische Flohsamenschalen. Die erforderliche Dosis ist individuell unterschiedlich. Lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten, wie Sie dieses pflanzliche Mittel am besten anwenden.
Von betäuben bis gerben
In frühen Stadien (1 und 2) ist eine konservative Therapie mit lokalen Wirkstoffen möglich. In manchen Fällen bilden sich die vergrößerten Hämorrhoiden so zurück. Auch in Stadium 3 und 4 kommen lokale Therapeutika ärztlich verordnet zum Einsatz, zum Beispiel beim Warten auf eine Operation.
Hinweis: Wer rektale Wirkstoffe anwendet, muss beim Analverkehr vorsichtig sein: Die Reißfestigkeit von Kondomen ist dann nicht mehr gewährleistet.
Salbe, Zäpfchen oder Sitzbad?
Um die lindernden Wirkstoffe an den Wirkort zu bringen, gibt es verschiedene Darreichungsformen, die jeweils Vor- und Nachteile haben.
Tipp: Bei der Anwendung lokaler Wirkstoffe fließen häufig Sekrete aus dem Anus ab. Zum Auffangen eignen sich Analvorlagen oder atmungsaktive Slipeinlagen, die Sie in der Apotheke erhalten.
Was macht die Ärztin oder der Arzt?
Die ärztlichen Behandlungsmethoden werden in sogenannte interventionelle und operative Verfahren unterteilt. Zu den Ersteren gehören die Sklerosierung und die Gummibandligatur, beide Verfahren sind ambulant möglich.
In Stadium 3 und 4 muss operiert werden, in der Regel erfolgt dies stationär. Je nach Ausmaß und Lage der Hämorrhoiden gibt es dafür verschiedene Möglichkeiten. So können die Hämorrhoiden beispielsweise komplett mit einem Skalpell oder einem Laser entfernt werden. Diese Operation heißt Hämorrhoidektomie.
Ein neueres Verfahren ist die Stapler-Operation, bei der die Hämorrhoiden mit Hilfe eines Klammernahtgerätes (Stapler) „geliftet“ und an ihrer ursprünglichen Position an die Analkanalschleimhaut angeklammert werden. Die Prognose ist bei allen Verfahren gut, manchmal kann es jedoch zu Rückfällen und erneuten Hämorrhoidalbeschwerden kommen.
Quellen: Katrin Krämer, DAZ 2020, Nr. 16, S. 54; www.internisten-im-netz.de
Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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